Was ist Concept Mapping und wofür ist es da?
Concept Maps sind eine beliebte Methode, Wissen zu veranschaulichen. Mittels Software-Tools oder Post-Its ermöglichen sie die Visualisierung von Ideen, Konzepten und Zusammenhängen – aus 20 Seiten Text wird eine anschauliche Struktur. Aber wie sind sie entstanden? Wie unterscheiden sie sich von Mind Maps? Und wofür sind sie gut?
Eine Concept Map ist eine Karte, die Beziehungen zwischen Konzepten und Ideen darstellt. Ihre Schöpfer wollten Gesprächsprotokolle anschaulich darstellen und ließen sich von den Denkprozessen dreijähriger Kinder inspirieren. Entstanden ist eine Methode, die es schafft, Bilder, Texte, Farben, Orte und Zeiten hierarchiefrei miteinander zu verknüpfen.
Ist das nicht so etwas wie eine Mind Map?
Ja und nein. Die beiden Methoden haben einiges miteinander gemeinsam, es gibt aber auch deutliche Unterschiede. Eine Mind Map wird von innen nach außen gelesen, der Schöpfer beleuchtet die verschiedenen Aspekte eines Themas vom Allgemeinen ins Spezielle. Eine Concept Map stellt Inhalte systematisch dar und verknüpft verschiedene Themenfelder miteinander. Concept Maps und Mind Maps sind beide in den siebziger Jahren entstanden und sollten Schülern und Studenten die Arbeit erleichtern. Sie beruhen jedoch auf unterschiedlichen wissenschaftlichen Theorien.
Die Mind Map und ihre Entstehung
Tony Buzan war Professor für Psychologie und Gedächtnistrainer. Die Mind Map entwickelte er als Methode, Texte schnell zu lesen – für Studenten eine unentbehrliche Fähigkeit. Er adaptierte das Konzept viele Male und schrieb Bücher für Wirtschaftsunternehmen, Kinder und Kreative. Mind Maps werden in allen Bereichen des Lebens eingesetzt – ob Schule, Urlaubsplanung oder Projektpitch. Buzan ging davon aus, dass unser Denken radial verläuft, Denkprozesse also von einem Mittelpunkt aus miteinander verbunden sind. Mind Mapping sollte die Kommunikation beider Hirnhälften erleichtern, die nach damaligen Stand der Forschung strikt voneinander getrennte Aufgaben übernehmen. Heutzutage ist aber bekannt, dass die Aufgaben der linken und rechten Hirnhälfte sich weitestgehend überschneiden.
Denkprozesse und Denkkonzepte
Ein paar Jahre nach Buzans Erfindung untersuchte das Team um den Naturwissenschaftler und Pädagogen Joseph D. Novak an der US-amerikanischen Cornell University Veränderungen in der Art und Weise, wie Kinder neue Ideen lernen. Sie beriefen sich auf den Lernpsychologen David Asubel, der Lernprozesse als etwas sah, das an bereits gelerntes anknüpft:
“Der wichtigste Einzelfaktor, der den Lernprozess beeinflusst, ist das, was der Lernende bereits weiß. Stellen Sie dies fest und unterrichten Sie ihn entsprechend” – David Asubel
Kinder im Alter von drei Jahren entwickeln bereits Konzepte ihrer Umwelt durch Sprache und Symbole und verknüpfen diese miteinander. Aus dieser Idee entstand die Concept Map, die Satzstrukturen visuell veranschaulichte. Das Team erkannte sofort, dass Concept Maps viel übersichtlicher sind als Texte – gerade, wenn gesprochene Worte festgehalten werden:
„Wir stellten fest, dass ein 15- oder 20-seitiges Gesprächsprotokoll sich in eine einseitige Concept Map umwandeln ließ, ohne wesentliche Konzept- und Aussagebedeutungen zu verlieren, die die befragte Person ausgedrückt hatte.” Joseph D. Novak
Die Concept Map hat Ähnlichkeit mit der Netzstruktur des Internets – Konzepte sind Domains, die mittels Links miteinander verknüpft sind. Deshalb eignen sich Concept Maps auch gut zur Darstellung im Web. Eine gute Concept Map verknüpft laut Novak ein bekanntes Konzept (aus Sicht des Lesers, ob er nun drei oder dreiundzwanzig Jahre alt ist) mit neuen Konzepten und soll mehrdimensional sein – sind Konzepte nur einzeln miteinander verknüpft, hat der Schöpfer das Thema nicht richtig verstanden.
Wozu sind Concept Maps gut?
Visuelle Eindrücke werden vom Gehirn 60.000 mal so schnell verarbeitet wie Text. Concept Maps werden schneller aufgenommen als Geschriebenes und das Gelernte ist gleich organisiert. Sie zu erstellen, hilft beim Lernen ebenso wie das Anschauen.
Sie können von Lehrern dazu verwendet werden, ihren Schülern neues Wissen zu vermitteln, das auf altem aufbaut, und ganz verschiedene Lerneinheiten, wie Vokabeln, Orte und Bilder, miteinander verknüpfen. In der Wirtschaft helfen sie Teams dabei, neue Ideen zu entwickeln. Und wie in der Fernsehsendung Dr. House können Ärzteteams mit ihnen Diagnosen stellen und ausschließen.
Arten von Concept Maps
Typisch für Concept Maps ist die Spinnennetzstruktur, beschriftete Kreise und Querverbindungen. Die Themenbereiche können beliebig miteinander verknüpft werden.
Bei einer hierarchischen Concept Map bestehen, wie bei einer Mind Map, Verbindungen vom Allgemeinen ins Spezielle. Die Konzepte sind jedoch nicht von innen nach außen, sondern von oben nach unten oder von links nach rechts verknüpft.
Ein Flowchart ist die chronologische Visualisierung eines Prozesses, der in Einzelschritte eingeteilt wird. Flowcharts sind nahezu eindimensional und leicht überschaubar.
Eine besondere Form der Concept Map ist die Context Map – visuell ist sie ebenfalls wie ein Spinnennetz strukturiert, sie ist jedoch besonders darauf ausgelegt, mehrere Themen und deren Schnittstellen zu veranschaulichen. In der Softwareentwicklung ist diese Methode besonders beliebt.
Und wie mache ich das?
Wie im Krimi können Bilder mit Fäden verbunden werden oder man kann, wie in der Uni, mit Post-Its und Marker arbeiten. Je komplexer das Thema, desto unübersichtlicher wird aber so die Concept Map. Für die Arbeit am PC gibt es verschiedene Tools, ebenso für das Web. Für komplexe Context Maps haben wir unsere Kontextlab-Software entwickelt.